BEYOND THE EARTH
Am Holzmarkt/Grietgasse
Jena
Jahr der Fertigstellung: 1998
Auftraggeber: SAB
Photo: Gert Neuhaus
Presseberichte:
BAU Januar 2001
"Traum oder Realität"
VON PETER KNAAK
»Farbe im Stadtbild« hieß der Wettbewerb des Berliner Senats, bei dem Gert Neuhaus 1980 den 1. Preis erhielt. 20 Jahre später zieren die fassaden- und giebelfüllenden Gestaltungen des Berliner Künstlers zahlreiche Häuser in Berlin. Erinnert sei an den »Reißverschluß« 1979), die »Gebrochene Fassade« (1986) oder das »Schiff Phoenix« (1989). Aufträge in Erfurt, Dresden-Loschwitz und Jena folgten.
Die Fassadenmalereien sprechen mit ihren realistischen, teils augentäuschenden Effekten ein breites Publikum an, vermitteln gedankliche Anstöße und setzen oft durch ihre freundliche Farbigkeit positive Akzente im Stadtbild. Nach Eingang schriftlicher Aufträge erstellt Neuhaus Vorentwürfe zur Abstimmung mit dem Bauherrn, denen endgültige Farbentwürfe im Maßstab 1:100 zur Vorlage bei den genehmigenden Baubehörden folgen. Ausgeführt wird auf bauseitig gestelltem Gerüst mit hochwertigen, diffusionsfähigen Außen-Dispersions-und Silikatfarben. Je nach Motiv und Größe dauert die Erstellung, auf bauseitig vorbereitetem Untergrund, zwischen drei und maximal sechs Wochen.
Bild auch Teil der Umgebung
Als besondere Herausforderung wurde beispielsweise die Gestaltung der großflächigen Wandbereiche der »HolzMarktPassage« in Jena wahrgenommen. Die klassizistische Mitte Jenas als städtebauliches Umfeld war ebenso in der Lösung zu berücksichtigen, wie die gegenwarts- und zu-kunftsbezogene künstlerische Thematisierung des multimedialen Charakters der Passage. In enger Kooperation mit dem Bauherrn SAB entstand eine eindrucksvolle Vision des Dritten Jahrtausends: »Ein Blick in die Weiten des Kosmos« (1998).
Unvergleichbare Kunstwerke
Die Monumentalwerke des Meisters passen sich als perfekte optische Tauschungen der nachbarlichen Architektur an. Mit perspektivischer Akribie entsteht in lichtem Grau und Weiß eine Hausecke auf flacher Wand, mit Fensternischen und Simsen, die so echt wirken, daß Leute ganz nah rangehen, um ihr Profil zu befühlen. Die Nachbarschaft ist stolz auf ihren unverhofften Ausblick. Was Gert Neuhaus vielen seiner Kollegen voraus hat: er setzt die Ideen selbst in die Tat um. Stangen und Tableaus des Baugerüstes dienen ihm als Orientierungsraster, den er auf seine Skizze überträgt. Dann wird »locker übertragen«, ein Quadratmeter schluckt ein halbes Kilo Dispersionsfarbe. Toleranzen, »am langen Zügel zu arbeiten«, läßt er sich vorher einräumen, denn spontane Einfälle, modifizieren den Entwurf oft.
Ob Hausfassade oder Innenraum, überall, wo eine Fläche ist, ist für Neuhaus auch ein Weg, die Umgebung schöner und farbiger zu gestalten.